Meditation mit unseren Emotionen

Meditation mit unseren Emotionen

„Lass die Geschichte fallen und finde das Gefühl.“
– Pema Chödrön

Oft wünschen wir uns, dass Meditation uns beruhigt und nur Leichtigkeit bringt. Aber sobald etwas Unangenehmes auftaucht, Angst, Wut, Scham oder Traurigkeit, entsteht der Impuls, es wegzuschieben. Wir nennen es „Denken“ und wollen schnell zurück zum Atem oder zu einem sicheren Meditationsobjekt.

Doch wahre Praxis bedeutet, das Gegenteil zu tun: stehen zu bleiben. Die Emotion nicht als Fehler zu sehen, sondern als Energie. Sie im Körper zu spüren, als Enge, Hitze, Kribbeln und Druck, ohne gleich eine Geschichte daraus zu machen. So entdecken wir: Die Emotion selbst ist nicht das Problem. Das Problem ist unser Widerstand dagegen.

Wenn wir uns erlauben, rohe Energie zu fühlen, ohne uns in Gedanken zu verlieren, öffnet sich ein tiefer Raum von Weite und Mitgefühl.

Pema Chödrön ist eine amerikanische buddhistische Nonne, deren Bücher ich wärmstens empfehlen kann. Sie hat so eine wunderschöne menschliche Art, die sie in ihren buddhistischen Einsichten vereint.  Eines davon „When Things Fall Apart“ (Wenn alles zusammenbricht), habe ich von meiner Mutter in meinen Dreißigern geschenkt bekommen. Ich war gerade nach elf Jahren in England zurück nach Deutschland gezogen, und mein Leben, so wie ich es bisher gekannt hatte, zerfiel. Ich musste loslassen, obwohl ein Teil von mir unbedingt festhalten wollte. Wir alle stehen irgendwann an diesem Kreuzweg, wenn Beziehungen auseinanderbrechen, wenn Kinder ins Leben treten oder das Haus verlassen, wenn Menschen, die wir lieben, sterben.

Die Erkenntnis, dass diese Zeit endgültig vorbei war, traf mich tief. Zum ersten Mal wurde mir wirklich bewusst, wie vergänglich das Leben ist. Dass wir nichts, wirklich nichts, festhalten können. Dieses Erlebnis hat mich neugierig gemacht, was unter der Oberfläche meines Alltagsbewusstseins lag: die unbewussten Muster, die mein Denken, Fühlen und Handeln geformt haben.


Reflexion/Übung:
Diese Woche nimm dir 10 Minuten.

  • Setze dich in Ruhe hin, atme einige Male bewusst ein und aus.
  • Erinnere dich an ein Gefühl, das gerade da ist oder kürzlich da war.
  • Forsche: Wo im Körper spüre ich es? Welche Form, Temperatur und Bewegung hat es?
  • Wenn Gedanken auftauchen, kehre zurück zum Fühlen.
  • Frage dich: Wie ist es, dieses Gefühl zu erleben – ohne die Geschichte darum?

Alles liebe
Sarah