Wenn Gedanken Geschichten erzählen…

…und wir anfangen zuzuhören.

Es passiert so schnell. Ein Satz, ein Blick, eine Geste und innerlich beginnt ein ganzer Film zu laufen. Ich höre die Worte noch einmal, aber diesmal anders. Vielleicht verletzter. Vielleicht härter. Ich lege meine eigene Bedeutung hinein. Und plötzlich entsteht in meinem Kopf eine Geschichte: Er versteht mich nicht. Sie hört mir nie wirklich zu. Ich muss mich immer erklären.

Gedanken erschaffen Wirklichkeiten. Und wir glauben ihnen oft, ohne es zu merken.

In der Meditation merken wir manchmal, wie sehr wir eigentlich in unseren eigenen Geschichten leben. Ein Gedanke kommt, bleibt einen Moment, verschwindet wieder. Und plötzlich wird sichtbar: das, was eben noch so wahr schien, löst sich auf.

Ein Gedanke an einen Baum ist kein Baum. Ich sehe ein Bild, vielleicht farbig, vielleicht kahl, aber ich rieche nicht den Herbst, ich spüre nicht die raue Rinde. So wie wir Bilder von Menschen erschaffen. Von dem, was wir glauben, was sie sind.

Und manchmal hören wir dabei noch die alten Stimmen in uns. Die Sätze unserer Eltern. Unsere eigenen Zweifel. All die alten Muster, die unbemerkt mitschwingen.

Achtsamkeit bedeutet hier nicht: Du darfst so nicht denken. 

Es bedeutet: Schau hin. Sei neugierig. Und vor allem: Sei sanft mit dir.

Denn oft stecken unter diesen Gedanken Schmerz, Angst, alte Verletzungen. Und je mehr wir lernen, unsere Gedanken zu beobachten, desto mehr spüren wir: Mein Kopf erzählt mir nicht immer die Wahrheit. Und in diesem Erkennen entsteht ein Raum. Weit, still, frei.

Genau hier beginnt die Praxis.

Viele Grüße

Sarah