
Was geschieht, wenn wir nicht weglaufen
Wenn wir uns in der Meditation mit unseren Emotionen auseinandersetzen, begegnen uns manchmal Gefühle, mit denen wir gar nicht gerechnet haben.
Manche sind alt, manche sind roh, manche waren so lange verdrängt, dass sie uns plötzlich überrollen. Und oft wissen wir nicht, wie wir damit umgehen sollen – weil es uns niemand beigebracht hat.
Viele von uns haben gelernt, Gefühle entweder nach außen zu entladen – in einer Weise, die uns selbst und anderen weh tut oder sie nach innen zu packen, wo sie uns langfristig schaden.
Aber was wäre, wenn es einen dritten Weg gäbe?
Die Achtsamkeitspraxis lädt uns ein, einfach da zu bleiben.
Mit dem, was ist.
Ohne Drama.
Ohne Wegdrücken.
Ohne Story.
In ihrem Buch The Places That Scare You schreibt Pema Chödrön:
„We think that the point is to pass the test or overcome the problem, but the truth is that things don’t really get solved. They come together and they fall apart. Then they come together again and fall apart again. It’s just like that. The healing comes from letting there be room for all of this to happen: room for grief, for relief, for misery, for joy. … We can’t avoid loss and disappointment; they come with the human territory. But what we can do is not underestimate our dislike of discomfort and our desire to feel comfortable.“
Was mich daran so berührt: Es geht nicht darum, ein Problem zu lösen.
Es geht darum, Raum zu halten für Trauer, Freude, Erleichterung, Schmerz.
Nicht als Theorie. Sondern als direkte Erfahrung auf dem Kissen.
Wenn wir da sitzen, in Stille, in Kontakt mit unserem Atem, mit unserem Körper dann entsteht ein geschützter Raum.
Niemand will etwas von uns. Und wir können endlich einmal spüren, was da ist. Ohne uns zu verstecken.
Für mich ist das der heilsamste Teil der Praxis:
Die Erlaubnis, roh zu sein.
Ehrlich.
Unverstellt.
Und doch gehalten vom Atem, vom Boden, von der Präsenz.
Vielleicht möchtest du dir diese Woche Zeit nehmen, einfach zu sitzen.
Mit dir.
Mit dem, was auftaucht.
Und mit einem Funken Freundlichkeit, der alles durchdringt.
Herzlich,
Sarah