
Wir haben uns im Meditationskreis eine Frage aus dem Naikan (japanische Reflextionsmedthode) gestellt, die nicht immer leicht ist: „Wie habe ich anderen Schwierigkeiten bereitet“
Normalerweise denken wir dabei an andere Menschen. Dieses Mal haben wir den Blick auf den eigenen Körper gerichtet: Wie mache ich es meinem Körper schwer? Übersehe ich seine Signale? Gehe ich über meine Grenzen?
Ehrlich gesagt, es ist nicht angenehm, so hinzusehen. Aber genau da liegt die Kraft dieser Praxis. Wenn wir aufhören, uns rauszureden, und Verantwortung übernehmen, entsteht etwas Neues. Eine Klarheit, die still, aber kraftvoll ist.
Ich erinnere mich an den Moment, als mir bewusst wurde: Alles, was ich erlebe, hängt mit meinen eigenen Handlungen, Gedanken und Worten zusammen. Ursache und Wirkung. Das klingt so logisch – und doch vergessen wir es im Alltag ständig. Wir glauben, die Dinge passieren einfach. Aber viel öfter, als wir denken, pflanzen wir selbst die Samen dafür.
Und mal ehrlich: Wie oft investieren wir Energie in etwas, das uns gar nicht guttut? Wie oft verletzen wir sogar Menschen, die wir am meisten lieben? Es ist schwer, das zuzugeben. Aber genau dieser ehrliche Blick ist der Beginn von Veränderung und Heilung.
Es muss nichts Großes sein. Fang klein an. Ein Tag, eine Begegnung, eine Beziehung. Frag dich: Wo habe ich hier Schwierigkeiten verursacht? Allein dieses Innehalten kann schon Druck lösen. Ehrlichkeit schafft Raum. Und in diesem Raum liegt Freiheit.
Einige von euch haben mit mir geteilt, was euch im Moment herausfordert:
- Aufschieben, wenn das Leben ohnehin schon voll ist
- Das Gefühl, zu viel zu geben und am Ende selbst erschöpft zu sein
- Den ganzen Tag beschäftigt zu sein und trotzdem das Gefühl zu haben, wenig geschafft zu haben
- Und für alle, die neu mit Meditation anfangen: die Frage, wo man überhaupt beginnt
All das gehört zum Menschsein. Und genau hier beginnt Praxis, mitten im Leben, genau da, wo wir stehen.
Für mich geht es am Ende um etwas ganz Einfaches: im Kleinen weniger Schaden anrichten und mehr Gutes tun. Nicht moralisch „gut“ oder „schlecht“, sondern spürbar. Ehrlichkeit trägt eine andere Energie als Ausreden. Großzügigkeit fühlt sich anders an als Selbstbezogenheit. Und wir alle spüren das – auch ohne Worte.
Alles liebe
Sarah